Ich lächle Ida an und sage ihr, dass alles gut ist

Atena ist 32 Jahre alt und kommt aus Hamburg. Ihre Wurzeln liegen im Iran. Sie ist vom Beruf her Arzthelferin sowie Mandala-Künstlerin. Zurzeit beendet sie ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin. Atena ist ein sehr künstlerischer und feinfühliger Mensch und liebt aus diesem Grund das intuitive Malen sowie das Singen und Tanzen.

Für den Familienhafen betreut sie das Mädchen Ida, welches am MPPH-Syndrom erkrankt ist und täglich 40 bis 60 epileptische Anfälle hat.

Unsere Lotsin Atena besucht Ida regelmäßig.

Was hat dich dazu bewegt, ein Ehrenamt anzutreten?

Um ehrlich zu sein, fing alles mit der Corona Pandemie im März 2020 an. Mir wurde bewusst, wie gut es mir in Wahrheit geht. Ich sah wie die Pandemie sich in den Ländern ausgebreitet hatte und fing ab da so richtig an, mehr an andere Menschen zu denken, denen es nicht so gut geht, als immer nur an mich selbst.

Ich begriff, dass Nächstenliebe nur funktionieren kann, wenn wir uns selbst nicht immer als allzu ernst zu nehmen und damit anfangen, unser Glück und unsere Freude mit anderen Menschen zu teilen. In dieser Zeit war unser Verein „Humanity & Wholeness e.V.“ in der Entstehungsphase und ich war bereit, mich parallel mit dem Thema „Kinder und Tod“ zu befassen. So bin ich auf den Familienhafen gestoßen.

Warum sind es gerade erkrankte Kinder und deren Familien, für die du dich einsetzen möchtest?

 Weil leider viele Menschen sich bei dem Thema abgeschreckt fühlen.

Jedes Kind, egal, ob es eine Diagnose hat, gesund ist oder vernachlässigt wird, verdient es durch unsere Zeit, das Gefühl von Liebe und Wertschätzung zu erhalten.
Selbst die Eltern, die vor einer so großen Herausforderung stehen, brauchen das genauso. Durch unsere Präsenz spüren manche Eltern auch die Offenheit der Menschen. Es verschafft den Eltern Zeit für eigene Freiräume, anstatt immer nur für ihr Kind da zu sein.

 

Wen betreust Du und wie gestalten sich die Treffen?

Ich betreue zurzeit die kleine 3,5-jährige Ida, die leider an MPPH Syndrom leidet sowie Schizenzephalie. Das ist eine sehr sehr seltene Erkrankung, die sich hauptsächlich auf das Großhirn bezieht. Demnach kann Ida leider nicht gehen oder stehen. Auch das Sprechen ist so nicht möglich. Sie drückt sich über ihre Gefühle aus z.B. lachen, weinen oder schreien.

Sie liebt das Fühlen, genau wie ich. Sie ist sehr authentisch und so willensstark! Dafür bewundere ich sie!

Die ersten Male waren nicht einfach für mich. Ich musste mich komplett auf Ida einstellen, denn zuvor habe ich noch nie mit einem Kind gespielt, was sich weder sprachlich ausdrücken, noch sich bewegen kann. Demnach versuche ich sie stets in Bewegung zu bringen, indem sie im Wagen von mir herumgefahren wird, oder ich lese ihr etwas vor. Letztens haben wir sogar zusammen musiziert. Sie hat auf ihr Spielpiano gedrückt und dann kam ich dran. Es gibt auch Tage, wo ich nichts sage und Ida eine entspannte Musik abspiele und sie einfach etwas runterkommen kann. Denn die Arme bekommt am Tag 40 bis 60 epileptische Anfälle. Dass sie durch ihre Schmerzen dann weint oder erschöpft ist, tut mir innerlich immer sehr weh. Aber ich bin dann ruhig und lächle sie an und sage ihr, dass alles gut ist.

Was war der bislang schönste Moment in deinem Ehrenamt
Ida‘s Lachen zu sehen und zu hören! Wenn Ida einmal einen Lachanfall bekommt, dann geht mein Herz so auf! Sie steckt uns mit ihrer Herzensfreude alle an und wir lachen gemeinsam! Das gibt mir innerlich so viel zurück! Deshalb bewundere ich Ida so sehr. Ihr Leben ist nicht immer einfach und trotzdem trägt sie diese Freude in sich, was mich sehr fasziniert.

Was gibt dir dein Engagement? Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?

Ich bin am Anfang mit der Intension hingegangen, dass ich dieser Familie etwas geben möchte. Nun merke ich, dass ich eher von Ida immer wieder was zurückbekomme.
Ihre Art, wie sie mit der Erkrankung umgeht, ihr Freude und Willensstärke faszinieren mich. Ich lerne dadurch, dass egal wie schlimm die Probleme im Außen sein mögen, es trotzdem immer wieder Grund zur Freude gibt und dankbar zu sein für das was man hat.

Ich bin seit der Betreuung demütiger geworden und nehme viele Dinge, die nicht so gut laufen, weniger ernst.
Ich schenke dem zwar Beachtung, aber ich lasse mich davon nicht mehr so stark beeinflussen. Ich denke dann immer an Ida, an ihr Lachen und wie sie trotzdem Freude empfindet.